Wir haben grosses Glück mit unseren beiden Töchtern. Beide sind richtige Leseratten, und lesen die Bibliotheken der Region rauf und runter leer ;) Als Geburtstagsgeschenk gab es dieses Jahr für Michelle daher etwas ganz spezielles: Eine Übernachtung in einer Buchhandlung!
Anbieten tut dieses Abenteuer die kleine Buchhandlung Bachletten in Basel. Man betritt den Laden am Samstag Abend ab 19:00 Uhr, schliesst sich von innen ein und verbringt die ganze Nacht zwischen den Bücherregalen! Lesen kann man alles was einem in die Finger kommt, ohne Kaufpflicht natürlich. Den trotzdem nötigen Schlaf findet man auf verteilten Matratzen für bis zu vier Personen. Neben einer Toilette mit Dusche steht einem auch eine Küche zur Verfügung, wo man am Sonntag Morgen ein Frühstück offeriert kriegt. Wer jetzt an ein paar Gipfeli denkt könnte kaum falscher liegen, uns wurde ein Buffet aufgestellt welches grösser war als so manches was ich in Hotels angetroffen habe.
Wie uns hat dieser Ausflug auch unseren Kids grössten Spass gemacht, und wir können es nur wärmstens weiter empfehlen!
Trotz aller Freude, noch ein paar grimmige Worte zum Thema Schweiz und Buchhandlungen. Ich lass vor wenigen Tagen das Buch "Meine wundervolle Buchhandlung" von Petra Hartlieb und zur Zeit der neue Titel von Thorsten Sträter "Als ich in meinem Alter war". Wunderbare Bücher, und beide Autoren machen in einem Kapitel ihren Mitmenschen klar "Kauf das Buch oder das eBook in deiner Buchhandlung! Denn es kostet überall gleich viel!". WUAH, ein Satz der wohl stimmen mag für Deutschland und Österreich, aber nicht im reichsten Land der Welt wo sich der nationale Stimmbürger eine Buchpreisbindung 2012 partout nicht vorstellen konnte, geschuldet der ewig-typisch-armen schweizerischen Angst man könnte mehr bezahlen als sein Nachbar :(
Zugegeben, ich habe auch einen eReader und ich liebe ihn und vermisse es überhaupt nicht 15 Bücher und somit Übergewicht nach Griechenland zu schleppen. Und ja - ich kaufe auch Bücher online, sogar bei Amazon - aber in Schweizer Franken zu Schweizer Preisen. Jedoch nichts, gar nichts, ersetzt eine Buchhandlung! Nicht für mich und schon gar nicht für meine Kinder. Ohne Beratung im Laden könnten sie keine neuen Abenteuer finden die ihren Vorlieben entsprechen.
So erleben wir zur Zeit in der Schweiz ein Sterben der Buchhandlungen. In Biel schloss der 2009 neu gebaute dreistöckige Lüthy und zog in eine kleinere Location um, der Comic Laden ist weg und selbst in der Hauptstadt ist der Stauffacher (ehemals erotischte Buchhandlung Europas) nur noch ein Schatten seiner selbst :(
Es wäre zum Heulen, wenn es nicht auch lustig wäre ... So geht mal hin und verlangt im "Wir haben 1 Mio Bücher im Angebot" Kiosk der Migros an der Kasse den neusten Roman von Michel Houellebecq. Wenn die arme Verkäuferin dann nach kurzer Suche im System fragt "Sie meinen den Von der Heide?" erkennt auch der letzte: Die Beratung ist tot, aber die Comedy lebt! Zu dreifachen Cumulus Punkten, versteht sich ;)